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Catha - DigitalAngels

Triggerwarnung: In diesem Interview wird unter anderem digitale Gewalt thematisiert. Wenn dich dieses Thema belastet, dann lies es dir lieber nicht (alleine) durch!

Wie würdest du einem Kind erklären, was du machst?

Ich bin ja als Ehrenamtliche bei DigitalAngels und nicht streng gesehen im beruflichen Kontext. Deswegen würde ich sagen, dass ich mich ehrenamtlich für ein Projekt engagiere, das ich gut finde und unterstützenswert. Ich würde sagen, dass ich ein bisschen dazu beitrage, dass die Welt ein besserer und sicherer Ort wird, vor allem für Mädchen* und junge Frauen* in Netzen. Das ist tatsächlich auch der Antrieb gewesen, das Projekt zu unterstützen. Ich hätte mir damals so etwas auch für mich gewünscht.

Und wie genau bist du zum FCZB beziehungsweise zu DigitalAngels gekommen?

Ich wollte schon immer mal etwas machen, was nicht bezahlt wird und ein Projekt unterstützen, weil ich davon überzeugt bin. Für mich war relativ naheliegend, dass es dann in Richtung feministische Projekte geht. Und dann habe ich einfach gesagt, dass ich jetzt ein bisschen Zeit habe und ich habe auch ein Thema eingebracht. Es ging um das Thema Dickpics, weil ich selbst damit konfrontiert war vor Kurzem. Und dann dachte ich: „Wie gehen denn jüngere Frauen* damit um, die sich vielleicht aufgefordert fühlen, darauf zu reagieren?“ Das hat mir sehr zu denken gegeben und dann habe ich mich auch belesen und bin dann damit an die Leute vom FCZB herangetreten und meinte, ich würde dazu gerne was machen. Seit einem Monat oder ein bisschen länger arbeite ich mit Maria zusammen. Mal gucken, wo die Reise noch hinführt.

Warum empfindest du es als notwendig, Widerstand zu leisten?

Die Notwendigkeit ergibt sich daraus, dass im Netz Gewalt stattfindet, vor allem gegen Mädchen* und Frauen*. Das hat ja auch krasse Auswirkungen auf das Offline-Leben beziehungsweise kann man das in der Form ja auch gar nicht mehr trennen. Es ist ja schon schlimm genug, dass die analoge Welt nicht der sicherste Ort für Frauen* ist und dass viele Frauen* abends nicht alleine durch den Park gehen können. Und dass es auch im Netz Angriffe und sexualisierte Angriffe gegen junge Mädchen* und Frauen* gibt, ist glaube ich Anlass genug, Widerstand zu leisten und solche Projekte zu unterstützen. Wir sollten klarmachen, dass das nicht geht und uns gemeinsam dagegen wehren. Ich glaube in der Schule läuft auch ziemlich viel schief, was Medienkompetenz angeht. Ich glaube schon, dass das in Teilen vermittelt wird, aber die Generation der Lehrenden ist ja auch noch anders großgeworden und sie wissen glaube ich auch teilweise gar nicht, was so im Netz abgeht.

Wie bist du dazu gekommen beziehungsweise was hat dich motiviert, aktiv zu werden?

Also wie gesagt, dass ich jetzt bei DigitalAngels dabei bin, war wirklich aus eigener Erfahrung. Ich kann das ja ganz offen erzählen. Ich habe selbst mit jemandem, den ich über OkCupid kennengelernt habe, geschrieben. Und dann war ich auf einmal mit so einem Foto konfrontiert. Und dann habe ich mich damit ein bisschen auseinandergesetzt und dachte mir: „Okay, wenn ich jetzt zwanzig Jahre jünger wäre, dann wüsste ich nicht, wie ich reagiert hätte.“ Diese

Auseinandersetzung und dieser Gedanke, was mein jüngeres Ich getan hätte, so unreflektiert, das hat mir dann irgendwie zu denken gegeben. Das war ein krasser Moment, damit konfrontiert zu sein, vor allem, weil es ein unaufgefordertes Foto war. Ich fand, dass das ein spannendes Phänomen ist und das wird oft so kleingeredet. Es war so interessant zu erforschen, welche Motive dahinterstecken könnten und was erwartet wird. Und dann macht man vielleicht irgendwas, wo man sich hinterher denkt: „Ach, hätte ich das mal nicht gemacht, nur um irgendeine Erwartung zu erfüllen.“ Ich finde, das könnte man noch mehr thematisieren, damit die Personen auch wissen, dass das A eine Straftat ist und B dass man das auch einfach nicht macht. Und das war die Motivation oder der Anlass dafür, bei DigitalAngels mit einzusteigen, da es da ja um Selbstverteidigung im Netz geht und um andere Phänomene rund um digitale Gewalt.

Wie reagieren Menschen auf das, was du machst? Also sowohl Mädchen* und junge Frauen*, mit denen du arbeitest als auch Außenstehende?

Die Reaktion ist durchweg positiv. Ich glaube, bei vielen ist es so, dass sie es auch gerne tun würden oder sie sagen: „Das ist wichtig und man sollte solche Projekte viel mehr mit den eigenen Fähigkeiten unterstützen.“

Wo siehst du deine persönlichen Chancen und Grenzen und die Chancen und Grenzen von DigitalAngels?

Das kann ich im Moment noch gar nicht absehen, weil es ja erst nach den Sommerferien so richtig losgeht mit der AG an der Schule. Ich bin total gespannt darauf, was sich aus den Gruppen heraus entwickelt und welche Perspektiven und Erfahrungen die Teilnehmenden haben und welche Impulse von ihnen kommen. Man lernt aber auch selbst viel dazu. Das habe ich bei einem Workshop gemerkt, in dem es um das Thema Influencerinnen ging und verschiedene Influencerinnen von den Mädchen* und jungen Frauen* vorgestellt wurden. Bei einer Influencerin dachte ich mir: „Huch, sie sieht krass aus. Ich weiß nicht, ob das so gut ist, wenn man sich das den ganzen Tag anguckt.“ Das war irgendwie aus dem Reflex heraus. Und dann habe ich mich ein bisschen mehr mit ihr beschäftigt und dachte mir: „Ja, das ist echt eine coole Frau, die auch etwas zu erzählen hat.“ Und das sind dann Erkenntnisse, die man durch diese Arbeit für sich mitnimmt. Wir versuchen dann natürlich auch Content zu generieren, der irgendwie spannend ist und sich eben aus solchen Erkenntnissen ergibt, sodass vielleicht auch Lehrende und zukünftige Medienscouts etwas daraus ziehen können. Ich denke, in Zukunft wird die AG noch spannend und eigentlich ist es ja auch in jedem Workshop, wenn man den direkten Kontakt zu den Menschen hat, das Unvorhergesehene, was einen dann auch immer wieder überrascht und begeistert.

Wie kann man sich deiner Meinung nach am besten einsetzen?

Ich glaube, vielleicht ist es hilfreich, sich einen Bereich oder ein Phänomen herauszusuchen, das habe ich zumindest festgestellt. Digitale Gewalt ist ja ein sehr großes Feld und dann könntest du dir zum Beispiel etwas suchen, was dich besonders triggered oder etwas, womit du selbst schon Erfahrungen gemacht hast. Das kann ja auch immer ein guter Motor sein, sich zu engagieren.

Ich finde auch das Konzept von Medienscouts einen schönen und wichtigen Ansatz, also dass sich die Leute untereinander empowern und dadurch eine Sensibilisierung stattfindet. Und dann kann man nach Projekten gucken, die eben diesen Ansatz der Medienscouts fahren. Das wäre eine mögliche Antwort von vielen.

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